Oberschenkelhalsbruch


Als Oberschenkelhalsbruch wird ein Bruch des Oberschenkelhalsknochens in Hüftgelenksnähe bezeichnet. Der Oberschenkelhalsknochen besteht aus einem langen Schaft und einem kurzen abgewinkelten Schenkelhals. Am oberen Ende des Schenkelhalses sitzt der Hüftkopf welcher von der Hüftpfanne umschlossen wird.

Grundsätzlich können je nach der Lokation des Oberschenkelhalsbruchs zwei Formen unterschieden werden.

Beim medialen Oberschenkelhalsbruch befindet sich der Bruch nahe oder direkt am Hüftkopf, innerhalb der Gelenkkapsel. Die mediale Oberschenkelhalsfraktur wird nach der Klassifikation nach Pauwels zudem nach Neigungswinkel und Dislokationsgrad der Fraktur unterschieden.

Als laterale Oberschenkelhalsfraktur wird ein Bruch des Oberschenkelknochens, außerhalb der Gelenkkapsel, zwischen großem und kleinem Rollhügel, bezeichnet.

Oberschenkelhalsfraktur

Ursachen des Oberschenkelhalsbruchs

Die Hauptursache der hüftgelenksnahen Oberschenkelhalsbrüche bei älteren Menschen sind Stürze aus geringer Höhe in Kombination mit Osteoporose. Gerade bei älteren Menschen ist die Wahrscheinlichkeit von Sturzereignissen aufgrund diverser Begleiterscheinungen von Grunderkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, Blutschwankungen, Störungen des Gleichgewichtsorgans, Falschmedikation, Muskelschwäche, sensomotorischen Defiziten, Demenz und/oder Depression stark erhöht.

Bei jüngeren Patienten treten Oberschenkelhalsbrüche nur bei großen Krafteinwirkungen, wie bei Verkehrsunfällen mit komplizieren Mehrfachverletzungen, auf. Sehr selten sind Oberschenkelhalsfrakturen eine Folge von Knochenmetastasen, Überbelastung durch Sport oder Fehlernährung bei Magersucht.

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Symptome beim Oberschenkelhalsbruch

Hüftgelenksnahe Oberschenkelhalsbrüche führen zu einer Immobilität und starken Schmerzen. Das betroffene Bein kann vom Patienten nicht mehr aktiv angehoben werden. Typisch für einen Oberschenkelhalsbruch ist das nach außen rotierende und verkürzte Bein der betroffenen Hüftseite. Bei schleichendem Verlauf geben Patienten meist Schmerzen in der Hüft- und Leistengegend bei körperlicher Belastung an.

Diagnose der Schenkelhalsfraktur

Ein Oberschenkelhalsbruch kann in der Regel mit einem Röntgenbild des Beckens und der betroffenen Hüftseite sicher eingeschätzt werden. In seltenen Fällen sind weitere Methoden, wie die Kernspintomographie oder Magnetresonanztomographie, erforderlich.

Behandlung einer Oberschenkelhalsfraktur

Ziel der Versorgung eines Oberschenkelhalsbruchs ist immer die schnellstmögliche Mobilität der Patienten zu erreichen um Folgeerscheinungen zu vermeiden. Hierbei können konservative oder operative Behandlungsmethoden zur Anwendung kommen.

Konservative Therapie bei einem Oberschenkelhalsbruch

Wenn es um einen Oberschenkelhalsbruch geht, dann stellt die konservative Therapie bei dieser Verletzung lediglich eine Ausnahme dar. Bei einem Bruch des Oberschenkelhalses wirken verschiedene Kräfte auf den Knochen. Auch der Winkel spielt eine entscheidende Rolle. Man teilt die Winkel bei einem Oberschenkelhalsbruch in die so genannte Skala nach Pauwels ein. Will man die Fraktur nun konservativ behandeln, ist dies nur bei einem Bruch nach Pauwels 1 möglich, da hier der Winkel kleiner als 30 Grad ist. Die Bruchlinie ist hierbei so günstig, dass man diese Verletzung auch ohne operativen Eingriff behandeln kann.

Sollten sich die Ärzte für eine konservative Therapie entscheiden, dann ist zunächst einmal eine Bettruhe von etwa 14 Tagen angezeigt. Natürlich muss das betroffene Bein entsprechend gestützt werden und liegt daher in einer speziellen Schiene aus Schaumstoff. Wichtig: Aufgrund der langen Bettruhe muss auf jeden Fall eine Thrombose-Prophylaxe getroffen werden. Anschließend kann bereits mit einer leichten Mobilisation (Bewegung) begonnen werden. Zur Unterstützung hat der Patient entweder handelsübliche Unterarmgehstützen (Krücken) oder einen Gehwagen. Die Belastung kann nun in den nächsten Tagen und Wochen Schritt für Schritt gesteigert werden. Essentiell für den Erfolg ist eine begleitende Krankengymnastik oder eine Rehamaßnahme. Gleichzeitig ist darauf zu achten, dass das verletzte Bein regelmäßig geröntgt wird, um zu überprüfen, ob die Bruchstelle sauber verheilt. Diese Röntgenaufnahmen werden im Abstand von einigen Wochen angefertigt. Die konservative Therapie erfordert vom Patienten viel Disziplin und Mitarbeit.

Wenn der Oberschenkelhalsbruch operiert werden muss

Wie bereits erwähnt, muss eine Oberschenkelhalsfraktur in den meisten Fällen operativ versorgt werden, die konservative Therapie stellt lediglich eine Ausnahme dar. Man muss bei einer solchen OP allerdings zwischen verschiedenen Typen unterscheiden. Bei einer medialen Oberschenkelhalsfraktur erfolgt die Versorgung bei älteren Betroffenen meist durch eine Hüftgelenk-Endoprothese. Ob Hüftkopf und Gelenkpfanne (Hüft-Totalendoprothese) oder lediglich der Hüftkopf ersetzt wird, muss im Einzelfall entschieden werden. Vorteil der hüftkopfersetzenden Operationen ist die schnellere Rehabilitation der Patienten, da das künstliche Gelenk sofort belastet werden kann. Das hohe Risiko nach einem Oberschenkelhalsbruch an einer Hüftkopfnekrose zu erkranken ist mit dem Einsatz der Hüftgelenk-Endoprothese ausgeschlossen.

Bei jüngeren Patienten wird aufgrund der begrenzten Lebensdauer einer Hüftgelenk-Endoprothese meist hüftkopferhaltend operiert. Um das Risiko einer Hüftkopfnekrose zu minimieren muss innerhalb weniger Stunden nach dem Ereignis operiert werden. Mediale Oberschenkelhalsbrüche werden mit Schrauben versorgt.

Bei einer lateralen Oberschenkelhalsfraktur wird dem Patient meist ein Metallimplantat in den Oberschenkelhalsknochen eingesetzt, um so die Knochenteile wieder miteinander zu verbinden.

Hüftkopferhaltende OP

Diese Variante findet vor allem bei jüngeren Patienten Anwendung. Häufig findet diese Form der Operation als Notfalleingriff statt, damit die Blutversorgung des Hüftgelenkkopfes erhalten bleibt. Bei der Operation müssen die Knochenstücke wieder in ihre ursprüngliche Position zurückgebracht werden (Reposition). Wenn dies geschehen ist, werden spezielle Schrauben oder Platten eingesetzt, die die Bruchstelle komprimieren (zusammendrücken). Man spricht hierbei von der so genannten Osteosynthese. Damit soll die Durchblutung des Hüftgelenkkopfes und somit dessen Erhaltung sichergestellt werden. Die Mobilität des Patienten hängt auch von der Beschaffenheit des Schrauben- oder Plattenmaterials ab. Wird zum Beispiel eine „Dynamische Hüftschraube“ (DHS) eingesetzt, ist der Patient im wahrsten Sinne des Wortes schneller wieder auf den Beinen. Kommen hingegen normale Schrauben oder Platten zum Einsatz, ist eine Entlastung des Beins für einen Zeitraum von zwölf Wochen angezeigt.

Hüftkopfersetzende OP

Während, wie beschrieben, bei jüngeren und aktiven Patienten der Erhalt des Hüftgelenkkopfes im Vordergrund steht, ist bei älteren Patienten nach einem Oberschenkelhalsbruch oft die hüftkopfersetzende OP angezeigt. Hierbei muss der Eingriff nicht zeitnah nach dem Trauma durchgeführt werden, sondern kann entsprechend geplant werden. Je nach Schädigungsgrad kann entweder nur der Hüftkopf durch eine Endoprothese oder aber auch die Hüftpfanne mit einer Total-Endoprothese, welche auch als künstliches Hüftgelenk bezeichnet wird, ersetzt werden. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass das künstliche Gelenk sofort wieder belastet werden kann. Diese Form der OP führt man auch bei Oberschenkelhalsbrüchen durch, bei denen die Patienten zusätzlich unter starkem Verschleiß des Hüftgelenks leiden.

Mögliche Komplikationen

Jede Operation birgt Risiken. So kann es auch hier zu Wundheilungsstörungen oder Infektionen kommen. Weitere Komplikationen hängen nicht zuletzt davon ab, in welchem körperlichen Zustand sich der Patient befindet. Handelt es sich zum Beispiel um einen älteren Patienten, kann es aufgrund der Bettlägerigkeit zu Lungenentzündungen oder schweren Thrombosen kommen. Auch unangenehme Druckstellen auf der Haut, die nur schwer zu behandeln sind, können durch das lange Liegen entstehen.

Beinlängendifferenzen oder die Entwicklung von so genannten Pseudarthrosen können ebenfalls als Folge einer Oberschenkelhalsbruch-OP auftreten. Wenn ein Implantat eingesetzt wurde, kann es nach der Operation zur Lockerung dieses Implantats kommen. Wurde nach einer OP noch nicht genug Kraft und Muskulatur aufgebaut, kann es auch zu Luxationen (Ausrenkungen) des Hüftgelenks kommen. Eine typische Gefahr birgt hierbei das Übereinanderschlagen der Beine.

Prognose und Heilungsverlauf nach der OP

Je früher ein Bruch operiert wird, desto günstiger fällt in der Regel auch die Prognose aus. Die Ärzte können eine Prognose oft auch von der Tatsache abhängig machen, wie weit die Durchblutung des Hüftgelenkkopfes gestört ist. Hierfür wird die Einteilung nach Garden verwendet. Garden I steht für eine gute Prognose, während Garden IV aufgrund der Verschiebungen und der schlechten Gefäßversorgung eher für eine ungünstige Prognose steht.

Die Heilungsdauer kann bei einem Oberschenkelhalsbruch nicht genau definiert werden, da sie von verschiedenen Faktoren abhängig ist, unter anderem von Alter und Aktivität des Patienten. Die Arbeitsunfähigkeit liegt in der Regel zwischen acht und zwölf Wochen. Bei älteren Patienten spielen auch mögliche Begleiterkrankungen oder weitere Komplikationen eine Rolle und beeinflussen die Heilungsdauer.

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Rehamaßnahmen

Wie bei vielen Operationen im Bereich von Knochen, Bändern, Sehnen und Gelenken, spielen die Rehamaßnahmen auch bei der Nachbehandlung einer Oberschenkelhalsfraktur eine große Rolle. In der Regel wird bereits kurz nach dem Eingriff mit leichter Mobilisation begonnen. In der Folge kann die Reha ambulant, stationär oder mobil durchgeführt werden. Sie kann unter anderem in einem speziellen Rehazentrum oder in der entsprechenden Abteilung der Klinik durchgeführt werden. Im Fokus steht hier nicht nur die Mobilisation, sondern auch der Muskel- und Kraftaufbau. Die Koordination darf hierbei ebenfalls nicht zu kurz kommen. Physikalische Therapien wie Strom, Kälte oder Wärme werden vor allem zu Beginn als unterstützende Maßnahmen zur Schmerzreduktion eingesetzt.